Die Arbeit an dieser Sammlung von Sekundärliteratur zum Wortschatz des Sumerischen, zuvor "Leipziger Zettelkasten" (Fassung 1998) und "Leipzig-Münchner Zettelkasten" (Fassungen 2004, 2005, 2006) genannt, begann 1993 anlässlich der Neugründung des Altorientalischen Instituts der Universität Leipzig auf Initiative von Claus Wilcke. Die Sammlung an Sekundärliteratur sollte damals den Studierenden in Leipzig die Arbeit an sumerischen Texten erleichtern – inzwischen haben viele aus vielen Orten die Sammlung nützen können. Dabei stand Wilcke der Münchner Zettelkasten vor Augen, eine viele Tausende von Karteikarten umfassende Sammlung sumerischer Wörter mit Literaturhinweisen, und diesem realen Zettelkasten war augenzwinkernd der Titel des Projekts verpflichtet. Walther Sallaberger übernahm die Organisation der Sammlung und legte sie als Word-Datei an, die durch Tabulatoren gegliedert wurde, um eine spätere Überführung in eine Datenbank zu erleichtern. 1998 wurde eine erste Fassung des "Leipziger sumerischen Zettelkastens" zum Gebrauch verteilt.
In den ersten Jahren konzentrierten wir uns auf die damals aktuellen Grundlagenwerke wie die Glossare zu den Königsinschriften FAOS 6 (1983) und 8 (1994), Attingers Elements (1993), Schretters Emesal-Studien (1991). Daran arbeiteten vor allem Vera Meyer-Laurin und Doris Prechel. Annette Zgoll steuerte zunächst aus München (1996-1998) und Leipzig (1999-2008), dann aus Göttingen (2008-2014) wesentliche Teile bei: sie exzerpierte zunächst selbst vor allem systematisch die Aufsätze von Åke W. Sjöberg sowie Lugale, studentischen Hilfskräften übertrug sie später die Indizes von lexikalisch wichtigen neu erschienen Monografien (etwa Mittermayer ELA, Civil ARES 4, Jaques Sentiments, Katz Netherworld, Meturan-Texteditionen).
Nach 1999 führte Walther Sallaberger die Edition und Koordination des Zettelkastens in München fort. Dort erstellten er und Hilfskräfte zahlreiche weitere Exzerpte von Aufsätzen und Monografien. Insbesondere durch die Arbeit von Hagan Brunke, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Vorarbeiten für ein Sumerisches Glossar (in Kooperation mit Pascal Attinger) 2004-06, wurde die Sammlung substanziell erweitert; die Exzerpte der Bände 4 bis 10 des Reallexikons für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie bilden den augenfälligsten Teil. Die vorläufig letzte Fassung wurde 2006 abgeschlossen und als PDF über die Homepage des Instituts für Assyriologie und Hethitologie der LMU allen Interessierten zur Verfügung gestellt.
In der letzten, gleichzeitig leider auch der längsten Arbeitsphase, erfolgten einige Neuaufnahmen in bewährter Weise. Als weitere systematische Ergänzung exzerpierte Marc Endesfelder (2016-18) die Aufsätze und Rezensionen von Josef Bauer.
Einen umfangreichen Zuwachs an Belegstellen verdanken wir der Abschrift der Karteikarten von Edzards Zettelkasten im Münchner Institut (2007-2016); daran arbeiteten vor allem Sophie Cohen, Marc Endesfelder, Stephan Odzuck, Alena Popoviczova, Felix Rauchhaus, Azam Rayat.
Der originale Münchner Zettelkasten war eine alphabetische Sammlung von Karteikarten zu sumerischen Wörtern, meist maschinenschriftlich, teils auch handschriftlich verfasst. Dietz Otto Edzard hatte diese Sammlung in seiner Zeit als Ordinarius für Assyriologie (1963-1999) angelegt; für ihn bildeten die Zettelkästen zum sumerischen und akkadischen Wortschatz in Heidelberg das Vorbild, doch wurde nach dem Beginn der akkadischen Wörterbücher (CAD 1956, AHw. 1959) in München nur das Sumerische verzettelt (C. Wilcke, 18.10.2020). Walter Farber schreibt dazu: "Die Zielsetzung war meiner Erinnerung nach einfach: Alle halbwegs seriöse assyriologische Literatur, die Indices besaß, irgendwann zu erfassen. Eigenverzettelungen von Texten oder Korpora waren dagegen nicht vorgesehen. Also eigentlich ein lexikalisch-bibliographisches Hilfsmittel" (Email vom 18.10.2020). Durch das Prinzip, nur Indizes – von der ZA und Monographien – aufzunehmen, boten die Karten in der Regel nichts als das sumerische Wort und die im Index gebotenen Belegstellen. Der Zettelkasten wurde nach Edzards Anweisungen von studentischen Hilfskräften vorangetrieben, W. Faber erinnert sich weiters, "1968-9 selbst hunderte oder gar tausende von Karten als HiWi geschrieben" zu haben (Email vom 18.10.2020), das Verfahren wurde auch in den 1990er Jahren so beibehalten (M. Krebernik, Email vom 18.10.2020). Der so im Laufe der Jahrzehnte gewachsene Zettelkasten stand als Hilfsmittel allen Studierenden und Gästen zur Verfügung, die in der Institutsbibliothek arbeiteten; sehr viele wissenschaftliche Arbeiten profitierten von dieser Sammlung.
Auch wenn der Zettelkasten Edzards das Material unserer Sammlungen wesentlich vergrößerte, so sind hier durch das mehrfache Abschreiben (vom Text in den Index, dann in den Zettelkasten, dann in unsere Wortlisten) und die Reduktion der Daten auf die reine Belegstelle Fehler besonders häufig. Der kurz skizzierte Prozess hat auch zur Folge, dass es immer wieder zu Duplizierungen gekommen ist. So konnte es passieren, dass ein Zitat aus einem Artikel von Å.W. Sjöberg zum Beispiel aus dem ZA-Index auf eine Karte in Edzards Zettelkasten übertragen wurde, zusätzlich aus dem AfO-Register dorthin gelangte sowie unter den Exzerpten der Sjöberg-Aufsätze durch Annette Zgoll erfasst wurde.
Die vorliegende Sammlung hatte in Leipzig als Ersatz für den originalen, hier wieder aufnommenen Münchner Zettelkasten begonnen, Annette Zgoll steuerte aus München, Leipzig und Göttingen Daten bei, seit über 20 Jahren wird er in München betreut. Vor diesem Hintergrund erfolgte die Umbenennung in "Münchner sumerischer Zettelkasten".
Nach der letzten Fassung von 2006, die vor allem Hagan Brunke redigierte, ist der Abschluss der Fassung vom 20.10.2020 zuerst dem Einsatz von Felix Rauchhaus zu verdanken, der die umfangreichen Dateien mit verschiedenen Sammlungen zusammenführte. Das Format eines Wörterbuchs bietet den unschätzbaren Vorteil, dass man leicht vorangehende und nachfolgende Einträge erfassen kann und so oft wichtige Hinweise an nicht erwarteter Stelle findet. Die Sammlung wurde aber zu umfangreich, um in dieser Form weitergeführt zu werden. Von Anfang an war auch die Überführung in eine Datenbank konzipiert.
Es freut mich deshalb sehr, dass Marc Endesfelder im Rahmen eines laufenden DFG-Projekts zur sumerischen Orthographie diese digitale Datenbank-Version erstellt hat, die eine vielfältige und rasche Suche ermöglicht. Tatiana Frühwirt half beim Ausmerzen formaler Fehler (2020-21). Die 1963 in München und 1993 in Leipzig begonnenen und seit 1999 in München fortgeführten Sammlungen zur Sekundärliteratur werden damit in neuer Weise zugänglich gemacht.
In alphabetischer Reihenfolge arbeiteten folgende Personen am Zettelkasten mit (Gö = Göttingen, L = Leipzig, M = München):
AB | Alexa Bartelmus (2005-06) (M) |
HB | Hagan Brunke (2004-09) (M) |
SC | Sophie Cohen (2011-14) (M) |
UE | Uta Einwaller (2001-02) (M) |
ME | Marc Endesfelder (geb. Elsässer) (2014-16, 2018-20) (M) |
JF | Josephine Fechner (2010) (L) |
TF | Tatiana Frühwirt (2020) (M) |
BJ | Brit Kärger (geb. Jahn)(2004-08) (L) |
FK | Ferdinand Kasten (2002) (L) |
AL | Anne Löhnert (2002-04) (M) |
DL | Daniel Lopez (2009) (M) |
KM | Kerstin Maiwald (2014) (Gö) |
VML | Vera Meyer-Laurin (1994-95) (L) |
SM | Sören Minx (2004) (L) |
SO | Stefan Odzuck (2008-09) (M) |
AP | Alena Popoviczova (2007-09) (M) |
DP | Doris Prechel (1994-96) (L) |
FR | Felix Rauchhaus (geb. Seifert) (2018-20) (M) |
AR | Azam Rayat (2014-16) (M) |
TR | Thèrése Rodin (2000) (L) |
WS | Walther Sallaberger (1993-2020) (M) |
HS | Hedwig Schmidt (1994-99) (L) |
CT | Carsten Tardi (2005-10) (Gö) |
AZ | Annette Zgoll (geb. Ganter) (1994-96, 1999-2014) (L, Gö) |
Die jeweils genannten Bearbeiter erstellten die Liste von Lemmata zur Einarbeitung in die Gesamtliste, die von Walther Sallaberger betreut wurde.
Der sumerische Zettelkasten erschien in mehreren Fassungen:
Der sumerische Zettelkasten erschien in mehreren Fassungen:
Allen genannten Personen sei herzlichst gedankt für ihre Arbeit zum sumerischen Wortschatz, die zu der vorliegenden Sammlung geführt hat. Ohne den persönlichen Einsatz so vieler, die Sammlung an Sekundärliteratur stets zu erweitern und ihren Aufbau zu verbessern, hätten wir dieses Ergebnis nicht erreichen können.
Abgesehen von Edzards Münchner Zettelkasten und vielen einzelnen Exzerpten von Aufsätzen und Beiträgen sind die folgenden:
Die allgemeinen und bibliographischen Abkürzungen im Zettelkasten werden hier nicht einzeln aufgeschlüsselt.
Das Ziel des Sumerischen Zettelkastens blieb seit dem Beginn in Leipzig 1993 unverändert dasselbe, nämlich einen ersten Hinweis zu wichtiger Sekundärliteratur zu sumerischen Wörtern zu geben. Die ausgewählte Sekundärliteratur sollte möglichst alle Perioden und Genres abdecken; ein Schwerpunkt lag auf neu erschienen, lexikographisch weiterführenden Arbeiten. Die Sammlung umfasst nicht nur Lexeme der sumerischen Sprache, sondern vereinzelt auch Logogramme und Zeichen(namen). Anstelle nur die Lesung des Originalwerks und die Belegstelle zu bieten, werden hier folgende Prinzipien befolgt:
Lemma (= Haupteintrag), ggf. mit Varianten; "deutsche Übersetzung"; akkadische Gleichung
Literaturzitat abgekürzt; es folgt bei Exzerpten in (...) eine Angabe, was an der Stelle behandelt wird; selten sind in [...] Kommentare eines Bearbeiters.
Ist das Wort an der angegebenen Stelle in derselben Form zu finden, wie der Haupteintrag lautet, steht nur das Literaturzitat. Bei Abweichungen (andere oder falsche Lesung, Schreibungsvariante) wird diejenige Form dem Literaturzitat vorangestellt, die sich an der angegebenen Stelle findet.
Zur Vermeidung weiterer Schäden in der Sumerologie sei mit größtem Nachdruck vor den Unzulänglichkeiten des "Münchner sumerischen Zettelkastens" gewarnt:
Der Benutzer muss sich also stets bewusst sein, dass der "Münchner sumerische Zettelkasten" nur einen zufälligen Ausschnitt der Sumerologie dokumentiert und dabei notorisch unzuverlässig, inkonsistent und fehlerhaft ist. Doch auch unter diesen Voraussetzungen hat sich der Zettelkasten oft schon als äußerst nützliches Instrument erwiesen, um sich im Labyrinth der Sekundärliteratur zum sumerischen Wortschatz zurechtzufinden.
Vor diesem Hintergrund sind jegliche Korrekturhinweise selbstverständlich höchst willkommen und können direkt an mich (wasa@lmu.de) geschickt werden.
München, den 12.03.2021
Walther Sallaberger